Sonntagabend. Ich sitze in meinem Bett und versuche Klarheit in mein Gedankenchaos zu bringen. – Was wenn es doch möglich ist? Wenn ich mich nicht verliebe? Könnte es dann klappen? Kann ich mit dieser Situation umgehen?- Klar es geht um einen Mann. Was sonst.

Vor einigen Wochen lernte ich diesen Mann kennen. Ich fühlte mich gleich wohl mit ihm. So vertraut. Wir hatten wochenlang Kontakt. Wir übernachteten mehrmals beieinander. Doch nicht einmal hat er mich auf ein Date eingeladen. Wir liefen uns immer zufällig über den Weg und verbrachten dann den ganzen Abend miteinander, unterhielten uns über Gott und die Welt.

Doch jetzt weiss ich es. Er will keine Beziehung, will nur die Nähe. Im ersten Moment schockte mich seine Ehrlichkeit ziemlich. Er machte stets einen ganz anderen Eindruck. Ich bin keine Person, die sich gleich mit jemandem wohlfühlt. Als könne man über alles reden, und alles, dass einen belastet anvertrauen.

Ich liess mich darauf ein. Ich war einverstanden, ihm Nähe zu geben. Wir haben uns seit dieser Entscheidung nicht mehr gesehen. Vier Wochen sind nun vergangen, in denen ich stets auf eine Nachricht seinerseits wartete.

Gestern hat er sich wieder gemeldet. er fragte, was ich Am Wochenende vorhatte und wir tauschten uns aus. 3 Uhr nachts schrieb er : „Was machst du?“

Ich schlief bereits, darum antwortete ich, sobald ich wach war : „ Habe bereits geschlafen“

Er antwortete, das sei schade gewesen, weil er gehofft hatte, mich in der Bar zu sehen.

Noch lange haben wir geschrieben, doch ich kam zu dem Entschluss es zu beenden. Mir wurde bewusst, dass ich jemanden will, der mich will. Jemanden der sich Mühe gibt mich zu beeindrucken. Mich auf ein erstes Date einlädt, mich abholt und wieder nach Hause bringt. Mich zum Abschluss eines wunderschönen Abends küsst und mir dann eine gute Nacht wünscht. Ich weiss, dass klingt nach einem typischen Nicolas Sparks Film, doch ist es zu viel verlangt, genau das zu wollen? Jemanden auf altmodische Art kennenzulernen und sich von Treffen zu Treffen mehr zu verlieben? Einen langen Spaziergang zu machen und über alles reden zu können. Ohne verurteilt zu werden. Jemanden an seiner Seite zu haben, der einem aufmerksam zuhört, egal wie langweilig die Erzählungen sind? Mit jemandem über Themen zu diskutieren, bei denen man nicht gleicher Meinung ist, um verschiedene Perspektiven zu sehen, worüber man zuvor nie nachgedacht hatte?

Genau das brauche ich. Jemanden der mich zum nachdenken bringt. Mir Lösungen zeigt, die ich nie in Betracht gezogen habe. Jemanden der mich weiterbringt. Wachsen lässt. Mich wandeln lässt, und diesen Wandel mit mir macht. Jemand von dem ich lernen kann, und der von mir lernt.

Also bleibt mir nur eines : Loslassen.

Aber für immer..?

PS: Zwischen uns ist schlussendlich nicht viel passiert. Ich weiss. Wir waren uns nicht so nahe. Trotzdem ist da ein Funke Hoffnung, der immer noch ganz leicht glüht, obwohl mir bewusst sein sollte, dass es nie klappen wird. Das „Was wäre wenn…“. Das „HätteKönnteWürde“.

 

– J-